Jens Weber - Natur erleben und erhalten im Osterzgebirge

Pressemitteilungen

Wunder und Wunden der Natur im Ost-Erzgebirge

Wanderausstellung der Naturschutzvereine

Januar 2005 Grünes Blätt'l

Nun ist es endlich soweit: die seit Jahren angestrebte "Naturschutz-Image-Kampagne" kann losgehen. Langjährige Grüne-Blättl-Leser werden sich erinnern können, daß diese Initiative für mehr und professionellere Naturschutz-Öffentlichkeitsarbeit in unserer Region bereits vor drei oder vier Jahren Thema war. Wir wollten eine richtig gute Ausstellung zum Thema Naturschutz im Ost-Erzgebirge von Profis machen lassen, die dann im monatlichen Wechsel an verschiedenen Orten der Region einer Nicht-Naturschützer-Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Drumrum würde es zahlreiche Veranstaltungen und viel Medienarbeit geben, um dem weit verbreiteten Bild von den bösen, aufschwungverhindernden Grünen unsere altruistischen Anliegen entgegenzuhalten.

Damals dachten wir blauäugig, die zugehörigen Fördermittel würden sogleich zu sprudeln beginnen und wir könnten bald loslegen. Aber weit gefehlt, so einfach geht in diesem Staate schon lange nichts mehr. Zunächst sollten alle "wichtigen" Umweltvereine (gibt es unwichtige?) integriert werden. Und, ei freilich, wollten und wollen alle möglichen Behördenleute mitreden. Wenn gerade mal eine Phase annähernden Konsens' erreicht wurde, waren die Fördermitteltöpfe dann leer oder verschlossen. Nun ja, nach Gründung einer Arbeitsgemeinschaft, etlichen Sitzungen derselben, einer (aus Naturschutzmitteln geförderten) Machbarkeitsstudie, einer vorbereitenden Diplomarbeit und nach drei erfolglosen Fördermittelanträgen gab es im Frühling plötzlich und unerwartet doch grünes Licht. Zumindest für den Teil Wanderausaustellung und zugehörige Veranstaltungen. Vor ein paar Wochen hat auch der Förderverein für die Natur des Osterzgebirges aus der Fördermitteljahresendausschüttung vom Regierungspräsidium Geld für eine ausstellungsbegleitende Broschüre erhalten.

Ob die Öffentlichkeitsinitiative wirklich der erzgebirgserschütternde Bombenerfolg wird, den wir uns immer erhofften, ist leider doch etwas fraglich. Zum einen besteht bei sowas ja immer die Gefahr, das viele (vor allem: staatliche) Köche der Würze des Gerichts nicht unbedingt dienlich sind (Holger Menzer meinte kürzlich, wir sollten wieder die Kunst des Zwischendenzeilenlesens lernen - bitte hier!). Zum anderen müssen wir bis zum Schluß mit der Gestaltungsfirma darum ringen, daß die Ausstellung auch wirklich ansprechend wird. Für ein renommiertes Profi-Unternehmen waren die Entwürfe bis vor kurzem entsetzlich dilettantisch. Aber wir sind jetzt auf dem Wege der Besserung.

Zumindest werden richtig schöne Zeichnungen die Ausstellung zieren. Grit Müller, eine junge Künstlerin aus Pirna, hat wunderhübsche Uhus gemalt. Ehrlich, ich bin da richtsch bissl neidsch geworden.

Im Januar soll es jedenfalls losgehen. Eigentlich wollte ich die Eröffnung und die erste Ausstellungsstation im Altenberger Bahnhof, vor der Touristeninformation, machen. Da kommen im Winter ja jede Menge Skiausflügler vorbei, und obendrüber befindet sich das Büro des Naturschutz-Großprojektes. Aber selbst mehrmaliges Aufknienkriechen vor den Damen der Altenberger Touristenverwaltungs-GmbH konnte das nicht möglich machen. Drei Blechtische für gelegentlich ein paar hinsetzbedürftige Gäste sind dort allemal wichtiger als eine Naturschutz-Ausstellung. Außerdem nehmen die Tafeln zu viel Licht weg. Und das neue Loipenhaus? Wäre angeblich immer verschlossen, würde nur auf ausdrücklichen Wunsch nachfragender Gäste mal zugänglich gemacht. Na, da fühlt man sich doch so richtig willkommen, ni wor?

Stattdessen eröffnen wir nun im Zinnwalder Lugsteinhof. Dort scheint das Management verstanden zu haben, daß man seinen Gästen etwas bieten muß und daß unsere Natur nicht nur lästiges Beiwerk ist. Sowas sollte man auch unterstützen, finde ich.

Also bitte vormerken:

15. Januar: Eröffnung der Wanderausstellung "Wunder und Wunden der Natur im Ost-Erzgebirge"

14.00 - 18.00 Uhr Zinnwald-Georgenfeld, Hotel Lugsteinhof

14.00 - 15.00 Uhr Eröffnungsvortrag (Dr. Rolf Steffens, Landesamt für Umwelt und Geologie - angefragt)

15.00 - 16.30 Uhr Diavortrag über das Naturschutz-Großprojekt (Holger Menzer, Projektmanager)

parallel und anschließend: Verkostung von osterzgebirgischen Spezialitäten aus der Landschaftspflege und Informationsstände der Umweltvereine

Danach wird es im Januar noch folgende Veranstaltungen geben:

· Mittwoch, 19. 1. Diavortrag "Natur im Osterzgebirge" (mach' ich), 20.00 Uhr Lugsteinhof

· Sonntag, 23. 1. naturkundliche Wanderung/Skitour zum Mückentürmchen (mach' ich ooch), 9.00 Uhr Bushaltestelle Zinnwald Wendeplatz, 5 - 6 Stunden

· Mittwoch, 26. 1. Beamervortrag "Vogelwelt im Osterzgebirge" (Mario Schindler, Förderverein), 20.00 Uhr Lugsteinhof

· Sonntag, 30. 1. naturkundliche Wanderung/Skitour zum Stürmer (ich schon wieder), 9.00 Uhr Bushaltestelle Zinnwald Grenzsteinhof (und 9.30 Uhr Hotel Lugsteinhof), 5 - 6 Stunden

· und dann am Sonnabend, den 5. Februar die Grüne-Liga-Jahresversammlung mitsamt einer naturkundlichen Anreisemöglichkeit auf Skiern oder zu Fuß über den Kahleberg, 10.00 Uhr ab Bahnhof Altenberg, uuuund: 13.30 Uhr Biotoppflege-Diaschow von Thomas Lochschmidt!

Von Mitte Februar bis Mitte März wird die Wanderausstellung dann in Sayda im Rathaus bzw. in der Mortelmühle zu sehen sein, anschließend für drei Wochen im Jagdschloß Grillenburg, dann in Tharandt, in Kreischa, im Wildpark Hartmannmühle. Wenn Jemand Lust und Kapazitäten hat, an einem dieser Orte einen Vortrag zu halten oder eine Wanderung zu führen, bitte melden. Wir haben da großes Interesse dran, möglichst viele Leute vor Ort mit einzubinden. (es gibt auch ein bescheidenes Honorar zu verdienen dabei).

Fünfzig neue Apfelbäume an der Alten Eisenstraße

Dezember 2004, Sächsische Zeitung Dippoldiswalde

"Bloß gut!", dachten die Naturschützer von der Grünen Liga Osterzgebirge, als der erste Schnee gleich wieder taute. Kurz zuvor war ein wichtiger Fördermittelbescheid vom Landratsamt eingetroffen. Der Umweltverein konnte endlich ein lange geplantes Vorhaben in die Tat umsetzen und insgesamt 50 neue Apfelbäume entlang der Alten Eisenstraße zwischen Schlottwitz und Cunnersdorf pflanzen.

Seit zwei Jahren hat sich die Grüne Liga das Ziel gestellt, die dortige Obstallee zu erhalten. Die malerischen, uralten Apfelbäume erfreuen nicht nur naturverbundene Wanderer, sondern sind auch Lebensraum für zahlreiche Tiere, die auf gut besonntes Alt- und Totholz angewiesen - und deshalb heute selten geworden - sind. Denn Pflege und Ernte alter Obstbäume ist mühsam, häufig auch nicht ganz ungefährlich. Und weil solche großen Gehölze außerdem noch viel Platz wegnehmen, werden sie heute nur noch selten gepflanzt.

Vor hundert Jahren gründeten sich allerorten im Ost-Erzgebirge sogenannte Obstbauvereine, die sich vor allem um die Schaffung von Apfel- und Kirschalleen entlang der Straßen bemühten. Alte Fotos zeugen noch von ihren Erfolgen. Doch vor allem Straßenverbreiterungen ließen sie inzwischen wieder weitgehend aus dem Landschaftsbild verschwinden. Nur dort, wo die alten Wegeverbindungen nicht zu vielbefahrenen Autostraßen wurden, blieben Reste davon erhalten. Insofern sie nicht mittlerweile mangels Pflege an Altersschwäche eingegangen sind.

Auch die Apfel-Methusalems an der Alten Eisenstraße haben schon seit Jahrzehnten keinen richtigen Erhaltungsschnitt mehr bekommen. Baum für Baum arbeiten sich Experten der Grünen Liga langsam vorwärts. Vorsicht ist angesagt, und Gut Ding will Weile haben. So wird sich dieses Projekt noch einige Jahre hinziehen. Dennoch - so ein Apfelbaum lebt auch nicht bis in alle Ewigkeit. Deshalb hat die Grüne Liga jetzt ordentlich nachgepflanzt.

Aber es ist immer noch viel Platz entlang der sich über zwei Kilometer hinziehenden Allee. Die Umweltschützer hoffen, auch nächstes Jahr weiterpflanzen zu können. Anstatt allein auf staatliche Fördermittel setzt die Grüne Liga dafür dann auch auf Baumpatenschaften und Spenden. Zum Beispiel von jungen Eltern, die für oder mit ihren Kindern hier einen "Lebensbaum" pflanzen möchten.

In der Dippoldiswalder Geschäftsstelle der Grünen Liga (Große Wassergasse 19) kann man übrigens leckeren Saft aus Äpfeln von der Alten Eisenstraße kaufen - und somit die Bemühungen des Vereins um die Erhaltung alter Obstbäume unterstützen.

Wildäpfel im Holzäppelgebirge bekommen Nachwuchs

Grüne Liga beginnt mit der Pflanzung von fast 200 Nachkommen osterzgebirgischer Wildapfelbäume

November 2004, Sächsische Zeitung

Vor einigen Jahren hatte Dr. Rolf Büttner, ein bekannter Botaniker und Obstkundler, die Grüne Liga darauf aufmerksam gemacht, daß das Osterzgebirge neben Bergwiesen und Birkhühnern noch einen anderen Naturschatz beherbergt: echte Wildäpfel. Nicht nur in Sachsen sind die wilden Verwandten von James Greeve, Jakob Fischer und Kaiser Wilhelm heute selten geworden. Besonders im Einzugsgebiet der Müglitz gibt es sie aber noch - und das auch noch recht zahlreich. Davon konnten sich die Mitglieder und Mitarbeiter der Grünen Liga Osterzgebirge in den letzten Jahren überzeugen. Im Rahmen eines vom Umweltministerium geförderten Projektes wurden mehrere hundert wilde Apfelbäume aufgesucht, auf Echtheit untersucht (nicht jeder wildwachsende Apfel ist ein echter Wildapfel, bei den meisten handelt es sich um Kreuzungen, sogenannte Hybridäpfel) und bei Bedarf die Säge angesetzt. Viele Exemplare des lichtliebenden Gehölzes fristeten nämlich inzwischen ein ziemlich kümmerliches Dasein im Schatten hochgewachsener Ahorne, Eschen oder Zitterpappeln.

Der mühsame Weg vom Kern zum Baum

Zum Wildapfelprojekt der Grünen Liga gehörte aber nicht nur der Erhalt der meist recht alten Bäume und Büsche auf den Steinrücken und an Waldrändern. Gleichzeitig verfolgte der Verein von Anfang an das Ziel, für Nachwuchs zu sorgen. Unter den natürlichen Freilandbedingungen gelingt es heute kaum noch einem Wildapfelkern, zu einem neuen Bäumchen heranzuwachsen. Wildschweine und Rehe sind fast immer schneller.

Unterstützung bot die Genbank Obst in Pillnitz an. Dort stehen neben vielen anderen Obstgehölzen auch einige wenige Wildäpfel mit bekannten Herkünften aus dem Osterzgebirge, vor allem vom Geisingberggebiet. Um auch wirklich sicher zu gehen, daß nicht nur die Mutterbäume echt sind und nicht etwa die Bienen den Pollen von einem Kulturapfelbaum herangetragen haben, erfolgte die Bestäubung in mühevoller Handarbeit. Die so im Herbst 2002 gewonnenen Apfelkerne wurden fast wie Goldstaub behandelt und zur Anzucht der Versuchsbaumschule der Landesanstalt für Forsten in Graupa übergeben.

Jetzt ist es endlich soweit: fast 200 neue - garantiert echte - Wildäpfel stehen bereit, in die Erde gebracht zu werden, damit auch unsere Enkel einmal die Chance haben, Erkältungen mit leckerem Holzäppeltee zu kurieren, so wie dies schon ihre Urururgroßeltern taten. Doch die Pflanzplätze müssen wohlüberlegt gewählt werden, einfach in die Gegend setzen hieße in den meisten Fällen sicher nur Wildäsung feilbieten. Zum einen muß also für Verbißschutz gesorgt sein, desweiteren sollten die Standortsbedingungen (vor allem viel Licht und nicht zu naß) stimmen und drittens wurden solche Stellen ausgewählt, wo auch heute noch echte Wildäpfel stehen. Zum Beispiel am Südwesthang der Bärensteiner Sachsenhöhe.

Die Bahn zahlt

Es war verblüffend, wie zügig die Deutsche Bahn nach dem Hochwasser die Müglitztalbahn wieder instand setzte. Da wurde richtig geklotzt, nicht gekleckert. Die Umweltvereine sahen es mit gemischten Gefühlen. Die Bahnfahrerhälfte der grünen Seele jubilierte, der Naturschutzteil krampfte sich zusammen. Über 600 Bäume mußten weichen, mächtige Stützmauern schoben sich noch weiter als zuvor ins Müglitzbett vor.

Doch im Gegensatz zu vielen Straßenwiederaufbaumaßnahmen, mit nicht minder schweren Schäden für die Natur verbunden, ließ sich die Deutsche Bahn nicht lumpen. Sie kam ihren gesetzlichen Verpflichtungen nach, für die verursachten, unvermeidlichen Schäden einen ordentlichen Ausgleich zu schaffen. Das Naturschutzgesetz schreibt eindeutig vor: Eingriffe in Natur und Landschaft sind zu unterlassen. Wenn sie dennoch erforderlich sein sollten, wie zweifelsohne in diesem Fall, dann muß deren Ausmaß so gering wie möglich gehalten werden und der Schaden mit sogenannten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der Region "wiedergutgemacht" werden.

Die Bahn schrieb also verschiedene Naturschutzmaßnahmen im Projektgebiet des Naturschutzgroßprojektes aus. Schwerpunktbereich ist das Gebiet zwischen Sachsenhöhe und Wildpark Hartmannmühle, am linken Talhang des Roten Wassers. Ökologischer Waldumbau zählt dazu, Wiesenmahd und die Anlage von Wildhecken. Bei der Planung legten die Verantwortlichen der Bahnplanungsgesellschaft großen Wert darauf, daß kein Pflanzmaterial von irgendwoher aus Europa verwendet wird, sondern möglichst Bäumchen und Sträucher aus der Region. Deshalb übernahm die Grüne Liga Osterzgebirge einen Teil der Gehölzpflanzungen. Unter anderem bekommen jetzt hier einige dutzend der jungen Wildapfelbäumchen ein neues Zuhause, in Gesellschaft mit Ebereschen, Heckenrosen und Haselsträucheern - und wohlbehütet hinter einem hohen Wildschutzzaun. Für unsere Enkel.

Unterwegs zu den "drei Neuntausendern" des Osterzgebirges

Oktober 2004, Sächsische Zeitung

Zugegeben, der Gag ist gut: das Ost-Erzgebirge als Landschaft mit 14 Achttausendern zu bewerben. Gemeint sind natürlich die Höhenangaben in Dezimetern. Die Vorlage dazu hatte die Fernsehsendung BIWAK geliefert. Aber leider, leider muß man den Horizont schon sehr einengen, um das Osterzgebirge auf 14 Berge über 800 Höhenmeter zu reduzieren. Der Kamm verläuft fast vollständig auf tschechischer Seite (abgesehen vom Georgenfelder Lugsteingebiet) und sinkt dort zwischen dem Geiers-Paß jenseits des Mückentürmchens und dem Sattel von Gebirgsneudorf (Nova Ves v Horach) auf ganzer Strecke nicht unter 800 m ab. Auch die höchsten Erhebungen unserer Heimat befinden sich dort.

Jeder hat hier irgendwannmal im Heimatkundeunterricht gelernt, der Kahleberg sei mit 905 Metern unser höchster Gipfel. Doch nur wenig südwestlich davon überragt ihn der langgestreckte Höhenrücken des Bornhauberges (Pramenac) um vier Meter. Das "Dach des Osterzgebirges" indes liegt noch ein gutes Stück westlich davon. Der Wieselstein (Loucna), rund 10 km südlich von Holzhau, steigt auf über 955 m an. Ein imposanter Granitporphyrfels überragt hier das weite Gipfelplateau, das gleich anschließend steil ins Nordböhmische Becken abbricht und so spektatuläre Ausblicke ins Böhmische Mittelgebirge ermöglicht. Nur von ganz oben kann der Wanderer leider diesen Ausblick nicht genießen, zumindest nicht ganz legal: der Loucna-Gipfel befindet sich innerhalb eines Zaunes, der ein riesiges Rotwild-Zuchtgehege umschließt.

Am vergangenen Sonntag hatten sich trotz regnerischem Wetters acht Radler auf den Weg gemacht, die Neuntausender des Osterzgebirges zu erkunden. Ein Besuch der Ruine der Riesenburg und eine Führung durch den Klostergarten von Osek beschloßen diese naturkundliche Radtour der Grünen Liga, die im Frühling bei hoffentlich schönem sicher noch einmal wiederholt wird.